Wurde bei der Reichweite von E-Autos geschummelt?

Zuerst war es der Diesel, der als pures Gift für die verdammt wurde, jetzt stehen die hochgelobten E-Autos plötzlich im Mittelpunkt des Geschehens. Insbesondere sind es hier die Angaben der Hersteller, was die Kapazität der Batterie und die Reichweite angeht. Sollte es nach dem „Dieselgate“ nun einen „Elektrogate“ geben? Für die so hoch gepriesene und beworbene Form des Autofahrens wäre so etwas mehr als nur ein herber Rückschlag.

Ein Verdacht des ADAC

Die Hersteller von Elektroautos versprechen viel, aber können sie auch alle ihre Versprechen halten? Speichern die Batterien tatsächlich so viel wie versprochen oder ist die Akkukapazität doch geringer als angegeben? Mit diesen Fragen beschäftigt sich unter anderem auch der . Bereits gemacht Untersuchungen nähren den Verdacht, den die Besitzer von E-Autos schon etwas länger haben: Was die reale Reichweite bei Elektroautos angeht, stimmt etwas nicht, vielfach fahren die Autos weniger, als es der an Bord versprochen hat. Sollte sich dieser Verdacht als Wahrheit herausstellen, dann kann es für die Hersteller nicht nur aus juristischer Sicht peinlich werden.

Ansprüche geltend machen

Falls die von den Herstellern angegebene Kapazität der Akkus nicht so ganz der Wahrheit entspricht, dann können die getäuschten Besitzer der Fahrzeuge „Schadensansprüche aufgrund einer unerlaubten Handlung“ für sich beanspruchen. Rechtsanwälte empfehlen den Besitzern von Elektroautos, bei denen es Unklarheiten bei der Reichweite gibt, das Ganze einmal durchchecken zu lassen. Der ADAC hegt den Verdacht, dass die Hersteller in Bezug auf die Reichweite nicht ehrlich waren und dass die reale Batteriekapazität deutlich geringer ausfällt, als sie beworben wird. Im Zentrum steht dabei Volkswagen, denn hier haben Tests gezeigt, dass die Batterien einiger Modelle aus dem Hause VW weniger Kapazität haben, als angegeben wurde.

Das sagen die Langzeittests

Im Fokus des Langzeittests steht der VW ID.3. Hierzu wurden im Technikzentrum des ADAC Messungen bei 20.000, 80.000 und 100.000 Kilometern hinsichtlich der Akkulaufzeit gemacht. Dabei sollte jeweils die Kapazität von 69 Kilowattstunden gemessen werden. Dies steht jedoch im Kontrast zur Angabe des Herstellers, nachdem dem Besitzer des Wagens 77 Kilowattstunden zur Verfügung stellen sollen. Experten gingen der Sache schließlich nach und vermuten, dass VW eine sogenannte „Notlaufreserve“ von zwei Kilowattstunden vorgesehen hat. Damit kann der Fahrer weiterfahren, selbst wenn die Batterie schon ist. Volkswagen hat diese „Rücklage“ bestätigt, aber die Experten sind weiterhin skeptisch. Die Reserve könnte zugleich genutzt werden, wenn das einen völlig leeren Akku anzeigt. So etwas vermeiden jedoch viele Fahrer, sie laden ihr Auto vorher auf. Selbst wenn man eine Notreserve von zwei Kilowattstunden annimmt, bleiben immer noch sechs Kilowattstunden übrig.

Fazit

Momentan sieht es so aus, als würde es wieder Probleme geben. 2015 erschütterte der Diesel-Skandal die deutschen Autofahrer. Wenn sich die Vermutungen des ADAC tatsächlich bewahrheiten, würde dies, wie schon beim Diesel, zu Ermittlungen durch die Behörden und zu möglichen Schadensersatzprozessen führen. VW hat in der „Wirtschaftswoche“ auf die Vorwürfe reagiert. Das Unternehmen gibt an, von den Vorwürfen bei den Messungen an Elektroautos durch den ADAC nichts zu wissen. Daher könne man sich dazu auch nicht äußern. VW betonte jedoch, dass die entnommene Energiemenge sowohl von der Fahrweise als auch von der Temperatur der Batterie abhängt.

Bild: @ depositphotos.com / MikeMareen

Wurde bei der Reichweite von E-Autos geschummelt?

Ulrike Dietz
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